Die Schweizer Stimmbürger haben 2006 dem Bildungsartikel der Bundesverfassung mit dem Ziel der Harmonisierung der Volksschule mit aussergewöhnlich grossem Mehr zugestimmt. Die SP Kanton Solothurn erachtet einen gemeinsamen Deutschschweizer Lehrplan als gewichtigen Baustein für das Bestreben, das Schweizer Schulsystem zu harmonisieren. Darum unterstützt sie grundsätzlich die Einführung des Lehrplans 21 und beantragt den Delegierten am Parteitag am 27. April die Nein-Parole zur vorliegenden Volksinitiative.
In einer Zeit der mobilen und globalen Gesellschaft behindern kantonseigene Bildungspläne die Schule in ihrer Entwicklung. Die Kompetenzorientierung – wie sie der Lehrplan 21 vorsieht – wird begrüsst, weil damit das Wissen mit dem Handeln verknüpft werden kann und somit für die Lernenden begreifbarer und besser verstanden wird. Es spielt für das Ziel der Schule keine Rolle, ob man von Lernzielen, Inhalten oder Kompetenzen spricht. Am Ende der Schule ist entscheidend, was die Kinder und Jugendlichen gelernt haben – also was sie können. Oder anders gesagt, ob sie bereit sind, die Fragestellungen, die im gesellschaftlichen und beruflichen Leben auf sie zukommen, zu bewältigen.
Methodenfreiheit bleibt gewährleistet
Ein Lehrplan ist ein Leitfaden und ein Planungsinstrument für die Lehrpersonen und umschreibt Ziele, die im Schulunterricht erreicht werden sollen. In erster Linie dient er auch als Orientierung für die Lehrmittelentwicklung. Der Lehrplan 21 enthält wie bisher Inhalte, Wissen und Fertigkeiten; das Wissen und die fachliche Bildung bleiben zentral. Der Schule wird eine zentrale Rolle bei der Unterrichtorganisation, der Wissensbildung und der Begleitung des Lernens zugeordnet. Der Lehrplan 21 unterstützt die Eigenständigkeit der Lehrpersonen, denn die Methodenfreiheit bleibt gewährleistet. Die Berufsbildung arbeitet bereits seit Jahren kompetenzorientiert und auch in den Schulen ist man mit der Verknüpfung von Wissen und Lernzielorientierung schon lange auf dem Weg dazu.
Initiative verpolitisiert die Schule
Die Forderungen der Volksinitiative sind kontraproduktiv, da sie einerseits die Weiterführung einer bewährten Praxis (Fachbereiche Sek1) und andererseits sinnvolle Weiterentwicklungen (zyklenweise Kompetenzbeschreibungen, Zusammenarbeit Kindergarten und Unterstufe) verhindert. Zudem verpolitisiert die Initiative die Schule, da die Kompetenz zur Einführung von Bildungsplänen an den Kantonsrat delegiert würde.
Alternative wäre ein eigener Lehrplan – mit Folgen
Eine Annahme der Volksinitiative würde bedeuten, dass der Kanton Solothurn mit dem veralteten Lehrplan 92 weiterarbeiten oder einen eigenen, neuen Lehrplan erarbeiten müsste. Der Kanton Solothurn müsste künftig eigene Lehrmittel entwickeln, da die neuen Lehrmittel kompetenzorientiert aufgebaut sind und deshalb mit dem Solothurner Lehrplan nur schwer vereinbar wären. Weiter wäre die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen betroffen, da für die Solothurner Lehrpersonen eigene Module und Kurse geschaffen werden müssten. Dies wäre alles mit hohen zusätzlichen Kosten verbunden.
Würde der Kanton Solothurn in Sachen Lehrplan einen Extrazug fahren, wären seine Schulen weit weniger kompatibel mit denjenigen anderer Kantone und ein Kantonswechsel würde den Schülerinnen und Schülern noch grössere Schwierigkeiten bereiten als heute.
Die SP-Gremien empfehlen ein Nein
Die Initiative ist aus Sicht des SP-Fachausschusses „Bildung“, der Geschäftsleitung und der Fraktion abzulehnen, weil sie die Weiterentwicklung der Schule zu einer modernen, fortschrittlichen Volksschule formell behindert. Die Entwicklung der Schule, die sich nach den Anforderungen der Gesellschaft richtet (z.B. Informatische Bildung), hat schon längst begonnen und wird mit dem Lehrplan 21 nur noch festgehalten. Mit dieser Initiative schadet man der Schule, aber insbesondere den Schulkindern, die auf ein Leben in der heutigen und zukünftigen Gesellschaft vorbereitet werden sollen. Die Initiative führt in die bildungspolitische Isolation und macht den Kanton Solothurn für Familien und Unternehmen unattraktiv.
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