Der CEO des größten Handelskonzerns der Welt «Alibaba» Jack Ma wurde auf dem Weltwirtschaftsforum 2018 in Davos gefragt, wie er zum Thema Bildung stehe. Ma antwortete: „Ändern wir nicht, wie wir unterrichten, dann haben wir in 30 Jahren große Probleme.“ Er begründete seine Aussage mit der Digitalisierung, die bis 2030 bis zu 800 Millionen Berufe vernichten könnte. „Wir können Kindern nicht beibringen, mit Maschinen zu konkurrieren.“ Weiter führte Ma aus, dass die Art, wie wir lehren, die Dinge, die wir unsern Kindern beibringen, aus den letzten 200 Jahren stammen. Für die Zukunft gleiche das aber einer Bankrotterklärung. Ma sprach sich dafür aus, dass Kinder etwas lernen sollen, was Maschinen niemals können und was sie von diesen unterscheidet – auch in Zukunft. Als Beispiele nannte er “Werte, Überzeugung, unabhängiges Denken, Teamwork, Mitgefühl“ – Dinge, die nicht durch reines Wissen vermittelt werden. „Alles was wir lehren, muss unterschiedlich von Maschinen sein, damit diese die Kinder nicht einholen. “ Mit Fächern wie Sport, Musik und den Künsten könne man sicherstellen, dass Menschen anders sind.
Die sogenannten Soft-Skills wurden lange Zeit vor allem in Wirtschaftskreisen belächelt. Anscheinend findet dort aber langsam ein Umdenken statt. In der Schweiz wurden die „weichen“ Faktoren in vielen vorangehenden Bildungsplänen bereits explizit erwähnt. Mit dem Lehrplan 21 wird diesen Faktoren mit den überfachlichen Kompetenzen (personale, soziale, methodische Kompetenzen) noch mehr Gewicht verliehen, was ich sehr begrüsse. Der klassische Wissenserwerb soll richtigerweise weiterhin seine Wichtigkeit behalten, aber vermehrt sollen die Schülerinnen und Schüler fachliche und überfachliche Kompetenzen entwickeln und diese erweitern. Dazu müssen sie Rückmeldungen erhalten. um dolor sit amet.
Damit diese Feedbacks für die Kinder und Jugendlichen gewinnbringend sind, muss eine möglichst vielfältige Beurteilung möglich sein, formativ wie summativ, mündlich und schriftlich. Entscheidend für die Fortschritte der Kinder und Jugendlichen sind das Aufzeigen ihrer Entwicklung und das Gespräch darüber, wie es weitergehen kann. Für eine qualitativ gute Feedbackkultur müssen solche Gespräche regelmässig stattfinden können, was von den Unterrichtenden viel organisatorisches Geschick braucht. Hier spielt die Klassengrösse eine zentrale Rolle.
Wenn wir unsere Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg vermehrt individuell begleiten, sind vernünftige Klassengrössen das A und O für ein gutes Gelingen. Ziemlich irritierend ist es, wenn Bildungsökonomen davon sprechen, dass der Lernerfolg nicht von der Klassengrösse abhängig sei. Ich finde, dass es, gerade wenn es um die überfachlichen Kompetenzen geht, eben sehr entscheidend ist, wie viel Zeit eine Lehrerin oder ein Lehrer für ein einzelnes Kind aufbringen kann. John Hattie, Professor für Erziehungswissenschaften, legt zwar in seinen Studien dar, dass Lernerfolg in der Schule stark abhängig von den Lehrerinnen und Lehrern und nicht von der Klassengrösse sei. Die Lehrperson solle sich als Regisseur verstehen, welcher die Klasse im Griff und jeden Einzelnen stets im Blick habe. Ob das aber mit 25 Kindern in der Klasse möglich ist? Und ob die Lehrerinnen und Lehrer dabei noch gesund bleiben?
Aus meiner Sicht müssen die schulischen Rahmenbedingungen, die Lehrerinnen und die Lehrer so unterstützen, dass diese die Möglichkeit zur vielfältigen Interaktion auch wahrnehmen können. Denn – wie gesagt – auf die Lehrerin und den Lehrer kommt es an – und dann ist es entscheidend, wie es diesen mental, psychisch und physisch geht.
Ich bin überzeugt, dass die Beziehungsarbeit auch mit der Digitalisierung der Schule die wichtigste Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer bleibt, ja, noch wichtiger werden wird, damit die Kinder und Jugendlichen einzigartig bleiben und sich von den Maschinen unterscheiden können.
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