«Die Arbeitsbelastung der Lehrpersonen ist hoch», schreibt Mathias Stricker. Auch weiterhin will der LSO-Präsident Herausforderungen hartnäckig und optimistisch angehen.
Liebe Leserinnen und liebe Leser
An dieser Stelle habe ich vor einem Jahr festgehalten, dass sich spätestens bei politischen Entscheidungen, welche die Bildung betreffen, zeigen würde, ob sich die Systemrelevanz der Volksschule im konkreten Alltag niederschlägt. Eine qualitativ starke Volksschule benötige die entsprechenden Ressourcen und keine Sparprogramme. Qualität ergebe sich durch adäquate und durchdachte Aus- und Weiterbildungen, durch attraktive, konkurrenzfähige Arbeits- und Rahmenbedingungen und durch Verlässlichkeit. Einige kleine Schritte konnten im letzten Geschäftsjahr gemacht werden. Noch gibt es viel zu tun!
Der LSO zeigt die Stossrichtungen zu weiteren Verbesserungen in seinem Geschäftsprogramm auf und arbeitet engagiert an deren Umsetzung. Die Arbeitsbelastung der Lehrerinnen und Lehrer ist hoch, Corona setzt noch «Eins» obendrauf. Darum müssen die Bedingungen so verändert werden, dass die Lehrerinnen und Lehrer im Beruf gesund bleiben und diesen langfristig ausüben können. Der LSO ortet verschiedenste Handlungsfelder, etwa, um nur zwei Beispiele zu nennen, bei der zunehmenden Heterogenität in teils grossen Klassen bei tiefem Betreuungsfaktor oder beim Schuleintritt in den Kindergarten. Hier wie da braucht es konkrete zusätzliche Unterstützung, hier wie da wird es etwas kosten. Klatschen allein reicht auch bei den Lehrerinnen und Lehrern nicht. Der Lehrerinnenund Lehrermangel hat den Kanton Solothurn eingeholt. Unter anderem wird es der «Markt» richten, welche Kantone längerfristig ihre Stellen mit qualitativ gut ausgebildetem Personal besetzen können. Im Interesse der Kinder und Jugendlichen, der Eltern, aber auch im Interesse der Wirtschaft muss sich die Politik für sehr gute Rahmenbedingungen im Kanton Solothurn einsetzen.
In dieser für uns alle besonders herausfordernden Zeit freue ich mich jeweils sehr auf die Begegnungen mit einer hochbetagten Bekannten im Altersheim. Wir tauschen uns über das Leben und unseren Alltag aus, blicken zurück in Vergangenheit und nach vorn in die Zukunft, oder wir fachsimpeln über Politik und Sport.
Trotz angeborener Kinderkrankheit und vieler schwieriger Rückschläge hat sie ihren Lebensmut nie verloren – selbst in jüngster Zeit nicht, als sie an Corona erkrankte. Was mich an ihr immer wieder beeindruckt: dass sie stets mit wachem und wachsamen Blick vorwärtsschaut und anstehenden Herausforderungen aktiv gegenübertritt – und dass sie trotz allem das Schöne im Leben nicht vergisst. «Qui vivra verra» gibt sie mir jeweils am Schluss unseres in französischer Sprache geführten Gesprächs mit auf den Weg. Und sie ergänzt: «Les pronostiques sur l’avenir sont toujours vains. La seule manière de savoir ce qui se passera dans quelques années, c’est d’être alors encore en vie». Ihre Haltung kann uns Vorbild sein: Es lohnt sich, auch bildungspolitisch immer wieder hartnäckig die nächsten Schritte anzugehen, um die Zukunft positiv zu gestalten.
Ebenfalls vor einem Jahr gab ich meiner Hoffnung Ausdruck, die Mitglieder am KLT und an der DV physisch begrüssen zu dürfen. Immerhin gelang das mit der Delegiertenversammlung. Wäre wunderbar, wenn es dieses Jahr auch mit dem Kantonalen Lehrer- und Lehrerinnentag klappen würde. Qui vivra verra!
Ich danke allen engagierten Lehrerinnen und Lehrern und bildungspolitisch Aktiven für ihre grossartige Arbeit und wünsche ein gesundes Jahr 2022.
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