Ich tu’s: Ich verurteile die Gewalt, welche Militante anlässlich der 1. Mai-Umzüge verursachen, aufs Schärfste. Es geht nicht an, dass die friedlichen Feierlichkeiten von Krawallmachern missbraucht werden. Der Kommentar von Franceso Benini scheint mir aber wenig differenziert. Er unterstellt der Linken und den Gewerkschaften pauschal zuweilen die Krawallanten in ihrer Mitte aufzunehmen und die Gewalt zu verharmlosen, weil sich Exponentinnen dazu anscheinend nicht geäussert und sich nicht dagegen ausgesprochen haben. Seine Schlussfolgerung, darum den 1. Mai als Feiertag abzuschaffen, ist aus zwei Gründen falsch.
Erstens: Zürich, Bern und Basel sind nun mal nicht die ganze Schweiz. An verschiedensten Orten im Kanton Solothurn wurden die 1. Mai-Anlässe friedlich und fröhlich begangen und waren gut besucht. Dass sich in der Stadt Solothurn jeweils ganz wenige Vermummte als Störenfriede versuchen, ist echt nicht nötig und ärgerlich und hat eher mit persönlicher Profilierung zu tun. Dafür können aber weder die Linke noch die Gewerkschaften verantwortlich gemacht werden. Toll wäre, wenn in den Medien vermehrt die Bilder der vielen friedlich feiernden Menschen gezeigt würden. Zweitens muss einmal mehr festgehalten werden, dass die Errungenschaften der Arbeiterbewegung längstens nicht gesichert sind und wichtige Themen zu lösen sind: Gleichstellung, faire Löhne, gerechte Renten! Da gibt es noch Einiges zu tun! Dafür braucht’s den 1. Mai weiterhin – auch wenn einige diesen für Velofahrten und Wanderungen nutzen. Durchlüften hilft alleweil.
Leserbrief zum Kommentar „Den 1. Mai als Feiertag braucht es nicht mehr“, az Francesco Benini, 3.5.23
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