Nachdem in den letzten Jahren der Bedarf an neuen Lehrpersonen laufend gestiegen ist, scheint sich die Lage in den Kantonen des Bildungsraumes Nordwestschweiz (AG, BL, BS, SO) dank Quereinsteigerprogrammen und steigenden Anmeldungen an der PH FHNW kurzfristig zu stabilisieren. Die Situation in diesen Kantonen ist aber verschieden, denn drei von vier verzeichnen weiterhin grossen Bedarf an Lehrpersonen für den Kindergarten und die Primarschule. Einzig im Kanton Solothurn hat sich die Situation auf der Primarstufe und auch auf der Sekundarstufe entspannt. Nach wie vor erheblich ist in allen Kantonen die Nachfrage nach entsprechend ausgebildeten Lehrpersonen für die Schulische Heilpädagogik.
Der Mangel an Lehrpersonen wird sich in den nächsten Jahren mit den bevorstehenden Pensionierungen von Lehrerinnen und Lehrern mit einem Vollpensum in der ganzen Schweiz verschärfen. Zusätzlich scheiden viele Junglehrpersonen in den ersten zehn Jahren bereits wieder aus dem Beruf aus. Dies wird zur Folge haben, dass sich die Kantone gegenseitig Lehrpersonen abwerben werden und sich die Konkurrenz im Bildungsraum Nordwestschweiz und insbesondere auch mit dem Kanton Bern zuspitzen wird. Damit einerseits genügend Lehrerinnen und vor allem auch Lehrer gewonnen werden können und andererseits die ausgebildeten jungen Leute langfristig im Beruf bleiben, braucht es attraktive Arbeitsbedingungen und marktgerechte Löhne. Laut LCH habe die bisherige ungenügende Salärpolitik einen destruktiven Einfluss auf das Berufsimage und sei damit mitverantwortlich für die aktuelle prekäre Personalsituation. Vielversprechende Kandidaten würden oftmals ein anderes Studium mit besseren Aussichten wählen. Zu viele junge Lehrpersonen verlassen bereits nach wenigen Jahren den Beruf. Bereits 16% steigen im ersten Berufsjahr wieder aus, nach fünf Jahren sind es die Hälfte und nach zehn Jahren zwei Drittel, die vorübergehend oder endgültig aussteigen. Indem sie vermeintlich am Lohn der Lehrpersonen sparen würden, brächten sich die öffentlichen Arbeitgeber oft um die Früchte ihrer Investition in deren Ausbildung.
Nun, wie erwähnt ist die Ausgangslage in den Kantonen unterschiedlich. Im Kanton Solothurn sind die Löhne der Lehrpersonen im schweizweiten Vergleich gut. Ich bin überzeugt, dass der Kanton Solothurn unter anderem wegen den besseren Löhnen bei der Stellenbesetzung vor den Sommerferien im Raume Nordwestschweiz profitieren konnte und somit den Kindern und Jugendlichen einen Schulstart mit entsprechend ausgebildeten Lehrpersonen ermöglichen kann. Im Rahmen der Sparmassnahmen wurden aber Lohnerhöhungen und der Teuerungsausgleich bis 2017 aufs Eis gelegt. Jetzt ziehen weitere schwarze Wolken am Himmel auf. Im nächsten Jahr wird die Nationalbank kein Geld mehr an die Kantone ausschütten. Sofort melden sich Politiker zu Wort, welche zusätzliches Sparpotential bei den Löhnen der Lehrpersonen zur Rettung der Kantonsfinanzen orten. Wie eben festgestellt: Sparen bei den Löhnen ist ein programmiertes Eigengoal – schlussendlich auf dem Rücken der Auszubildenden!
Dass die Kantone vor allem auch aus finanziellen Gründen interessiert sein müssten, dass Berufseinsteiger möglichst lange im erlernten Beruf bleiben, ist selbstredend. Darum ist es doch erstaunlich, dass im Kanton Solothurn das Konzept der bewährten, obligatorischen und sehr praxisnahen Berufseinführungskurse aufs Schuljahr 13/14 geändert wurde und diese jetzt kaum noch genutzt werden. Ob die nötige oft intensive Begleitung der Berufsneulinge durch die Schulleitung vor Ort genügend gewährleistet werden kann, bezweifle ich. Auch stellt sich die Frage, wie Lehrpersonen unterstützt werden, die neu an einer Stufe oder ein Fach unterrichten, ohne über den entsprechenden Stufen- oder Fachabschluss zu verfügen. Der Kanton Solothurn tut gut daran, die Konzeption der Berufseinführung zu analysieren und entsprechende Schritte für die Qualitätssicherung zu unternehmen.
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