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AutorenbildMathias Stricker

Die nicht gehaltene KLT-Rede

Liebe Lehrerinnen und Lehrer, geschätzte Behörden, liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Politik

Vermutlich zum ersten Mal in der über 100-jährigen Geschichte des Kantonalen Lehrerinnen- und Lehrertags (KLT) musste dieser Anlass, der Lehrerinnen und Lehrer sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Behörden und Politik miteinan-der verbindet, abgesagt werden. Wir alle haben uns das Jahr 2020 anders vorgestellt. Ein Jahr, in dessen Zentrum der Umgang mit enormen Herausforde-rungen, Ungewissheiten und einschneidenden Veränderungen steht. Und obwohl auch ich die Hoffnung hege, dass wir in mancher Hinsicht gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, überwiegt letztlich die Sorge darüber, mit welchen langfristigen Auswirkungen unsere Gesellschaft im Allgemeinen und die vulnerablen Personen im Besonderen konfrontiert sein werden.

Hinter mir liegt ein intensives erstes Verbandsjahr als Präsident des LSO. Ein Verbandsjahr geprägt durch Covid-19. In vielen Sitzungen und Besprechungen setzte sich der LSO für gelingende Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit der Schulschliessung, des Fernunterrichts und der Schulöffnung ein. Dabei war es wichtig, dass wir in engem Kontakt mit dem Volksschulamt und dem Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Solothurn arbeiten konnten. Diese Zusammenarbeit verlief auf Augenhöhe und zeigte, dass sich der «Solothurner Weg» des konstruktiven Dialoges bewährt. Zusätzliche Bestätigung erhalten wir in den für uns wertvollen Rückmeldungen von der Basis, aus denen hervorgeht, dass unsere Mitglieder den eingeschlagenen Weg unterstützen. Die nächsten Monate werden weiterhin sehr herausfordernd sein. Im Unklaren darüber, wie sich die Situation entwickelt, müssen wir bereits jetzt die Situation für die zweite Jahreshälfte und die Wintermonate vorausahnen, entsprechende Schlüsse ziehen und Massnahmen ableiten.

Im Stich gelassen fühlte ich mich in diesen Monaten öfters von der nationalen Politik. Der Bundesrat schlich sich teilweise aus der Verantwortung und delegierte an die Kantone. Gerade im Zusammenhang mit der Schulöffnung oder der Maskenpflichtfrage an der Sek II stiess der Föderalismus massiv an seine Grenzen und liess viele Fragen offen. Unklarheiten bewirken oft unnötige Diskussionen – auch in den Medien – und führen letztlich dazu, dass Kraft und Elan, die wir für die Bewältigung des neuen Alltags benötigen, nachlassen. Statt die Kantone zu stärken, verursachte die Haltung der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) grosse Verunsicherung in den Kan-tonen. Ihre Rolle muss auf politischer Ebene geklärt werden. Ich stelle dringenden Handlungsbedarf fest.

Der Fernunterricht zeigte schonungslos auf, welche Schulträger ihre Hausaufgaben bezüglich der Digitalisierung gemacht haben und welche nicht. In einigen Gemeinden kommt erst jetzt Bewegung in die Sache. Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer erwarten von den Gemeinden und vom Kanton vermehrte Anstrengungen bei der Schaffung von verbesserten Rahmenbedingungen: Nur so gewähren wir sämtlichen Schülerinnen und Schülern im Kanton Solothurn dieselben Voraussetzungen im Bereich der informatischen Bildung. Hier geht es um gelebte Chancengerechtigkeit. Mir ist aber sehr wichtig zu betonen, dass mit der Digitalisierung Pestalozzis «Herz» und «Hand» nicht an Bedeutung eingebüsst haben – soziales und kreatives Lernen sind auch im 21. Jahrhundert die Schlüssel zum Bildungserfolg.

Damit die Rahmenbedingungen für unsere Schule weiterhin gewährleistet und verbessert werden können, braucht es unser politisches Engagement. Wir Lehrerinnen und Lehrer müssen in der Bildungspolitik mitreden, mitgestalten und aufzeigen, was es braucht, damit wir gut unterrichten können. Zu oft werden bildungspolitische Diskussionen und Ideen aufgrund von Unkenntnis oder Schnellschüssen lanciert. Diesem Umstand müssen wir konstruktiv entgegenwirken, indem wir die Schule pragmatisch weiterentwickeln, ohne dabei Bewährtes aus den Augen zu verlieren. Ich fordere euch darum auf, euch aktiv an Gemeindeversammlungen zu Schulthemen zu äussern und mitzubestimmen. Im nächsten März finden die Regierungs- und Kantonsratswahlen statt, später im Jahr die Gemeinderatswahlen. Meldet euch jetzt bei den Parteien! Macht mit! Die Bildungspolitik braucht die Meinung und die aktive Mitgestaltung der Lehrerinnen und Lehrer. Es ist nötig, dass mehr LSO-Mitglieder in den Gemeinderäten und im Kantonsparlament partizipieren. Für eine starke Schule Solothurn!

Ich danke euch für den Einsatz an den Solothurner Schulen – insbesondere in diesen speziellen Zeiten. Ich freue mich auf ein Wiedersehen am KLT 2021 am 15. September. Der persönliche Austausch anlässlich dieser Tagesveranstaltung – notabene eine der grössten im Kanton Solothurn und mit entsprechender wirtschaftlicher Wertschöpfung – ist unverzichtbar. Bis es so weit ist, wünsche ich euch ein gutes Schuljahr.

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