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AutorenbildMathias Stricker

Bildungserfolg hat mit der Attraktivität des Lehrberufs zu tun

Laut aktuellem CS-Sorgenbarometer sind die sechs grössten Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer Altersvorsorge, Gesundheit/Krankenkasse, Migration, Umweltschutz/Klimawandel, Arbeitslosigkeit und persönliche Sicherheit. Keine Erwähnung findet die Sorge um den Bildungserfolg unserer Kinder und Jugendlichen. Erstaunlich eigentlich, wenn man bedenkt, dass gute Bildung und Bildungserfolg Voraussetzung dafür sind, gesellschaftliche Probleme zu lösen und darüber hinaus gar vorbeugend wirken können.

Was braucht es, damit gute Bildung und Bildungserfolg möglich werden? Aktuelle Debatten wie etwa jene um die neuste PISA-Studie, Lehrmittel in der ersten Fremdsprache oder Unterrichtsmodelle lenken letztlich vom Wesentlichen ab. Schule und Bildung kann nur dann gelingen, wenn wir gute Lehrerinnen und Lehrer haben. «Auf die Lehrperson kommt’s an», sagt John Hattie. Wenn ich das Attribut «gut» ins Feld führe, meine ich ganz bewusst auch die Qualifikation. Zu viele Stellen werden mit pädagogischem Personal besetzt, das lediglich teilqualifiziert ist oder über gar kein Unterrichtsdiplom verfügt. Besonders deutlich zeigt sich das in der Heilpädagogik sowie – bedingt durch die Abwahlpflicht während des Studiums – in Fächern wie Französisch, Sport, Musik und Gestalten. Meines Erachtens nimmt die Politik diesen Missstand allzu leichtfertig hin – offenbar begnügt man sich damit, dass Unterricht stattfindet. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung, die in Widerspruch steht zum Qualitätsanspruch unserer Volksschule.


Wenn wir es uns zur Aufgabe machen wollen, genügend qualifiziertes Personal zu finden, sind Investitionen unverzichtbar. Investitionen in die Aus- und Weiterbildung, Investitionen aber auch in die Attraktivitätssteigerung des Lehrberufs. Dazu gehört, dass wir auch weiterhin bei den Löhnen mithalten können. In den Nachbarkantonen kommt Bewegung in die Lohnfrage – wie heisst es so schön, die Konkurrenz schläft nicht. Desweitern muss der Kanton Solothurn zu den Errungenschaften des Gesamtarbeitsvertrags Sorge tragen. Ich denke dabei unter anderem an die Treueprämien, die Lehrerinnen und Lehrern ermöglichen, ihre Unterrichtstätigkeit nach einer kurzen Auszeit gestärkt, motiviert und erfolgreich weiterzuführen. Nicht zuletzt kann die Treuprämie wesentlich dazu beitragen, dass gerade auch erfahrene Lehrerinnen und Lehrer gesund bleiben und sich weiterhin an der Schule engagieren können. All diese Faktoren zahlen sich für Gemeinden und den Kanton sowohl in finanzieller als auch in organisatorischer Hinsicht aus.

Attraktivität hat auch mit der zeitlichen Arbeitsbelastung zu tun. Die jetzige Regelung mit 29 Lektionen bei einem Vollpensum (SO) wird der quantitativen und qualitativen Beanspruchung der Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr gerecht. Die jüngste Studie des LCH hat erneut gezeigt, dass Lehrerinnen und Lehrer noch immer eine beträchtliche Anzahl Überstunden leisten – und zwar gratis. Wenn dann politische Vertreterinnen und Vertreter fordern, dass Weiterbildungen grundsätzlich ausserhalb der Unterrichtszeit stattfinden müssen, wird allzu wenig berücksichtigt, dass sich Lehrerinnen und Lehrer an zahlreichen Abenden, Mittwochnachmittagen, Samstagen sowie Brücken- und Ferientagen mit hohem Engagement weiterbilden. Grosse Reformprojekte wie der Lehrplan 21 brauchen auch weiterhin massgeschneiderte Lösungen – ausnahmsweise auch während der Unterrichtszeit.


Die Belastung im täglichen Unterricht hängt schliesslich von der Heterogenität der Klassen und damit von der Anzahl Schülerinnen und Schüler ab. Entsprechend tragen vernünftige Klassengrössen zur Attraktivitätssteigerung bei. Sie erlauben den Lehrerinnen und Lehrern, die komplexen Aufgaben kompetent zu meistern, und sie erlauben dem Kanton Solothurn, sich in unserem Bildungsraum zu positionieren.


Ebenso wichtig scheint mir, dass wir öffentlich über die Vorzüge unseres Berufs sprechen und aktiv Werbung dafür machen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird nämlich in hohem Masse als sinnstiftend empfunden. Gestaltungsfreiheit, Selbständigkeit und Zeitautonomie sind – trotz zunehmender Zusatzaufgaben in den letzten Jahren – noch immer relativ hoch. Berücksichtigt man zudem die Möglichkeit der Teilzeitarbeit, zeigt sich, dass in unserem Beruf die Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegeben sind. Diese Vorzüge gilt es zu erhalten und zu pflegen. Motivierte und gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer sind das Fundament für eine gut funktionierende Schule, die den Kindern und Jugendlichen Bildungserfolg ermöglicht, so dass diese ein selbständiges und verantwortungsvolles Leben führen können.


Der LSO und der Schulleiterverband VSL haben gemeinsam eine Arbeitsgruppe gebildet, die Massnahmen gegen den Lehrerinnen- und Lehrermangel und zur Attraktivitätssteigerung des Berufs erarbeiten soll. Klar scheint mir: Mit kosmetischen Massnahmen ist es nicht gemacht.

In diesem Sinne freue ich mich auf die Schritte, die wir 2020 machen können.

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